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Unterschiedliche Purismuskonzepte des Kroatischen und Serbischen

Das Kroatische hat Jahrhunderte lang das Schicksal der kleinen slawischen Völker in der Habsburger Monarchie geteilt.

Überdacht vom Assimilationsdruck des prestigeträchtigen Deutschen, Ungarischen, Lateinischen (Es ist ein Kuriosum, dass das Lateinische bis 1848 die offizielle „diplomatische“ Sprache im kroatischen Sabor/Landtag war!) und Italienischen in Dalmatien als high variety im Zeitalter des Absolutismus, versuchten die Sprachkodifikatoren der kleinen slawischen Sprachen, allen voran des Tschechischen und Kroatischen (Bogoslav Šulek, Ljudevit Gaj), sowie des Slowenischen und Slowakischen, sich der Germanisierung und Ungarisierung durch zahlreiche Lehnübersetzungen (Calque) wie kolodvor (Bahnhof) oder (dječji vrtić) (Kindergarten) und Sprachpflege ihrer eigenen als unterlegen empfundenen Low-Variety Muttersprache zu entziehen.

Infolge dieser sprachlichen interlingualen Diglossiesituation (Kroatisch – Deutsch/Ungarisch/Italienisch/Latein) entwickelte sich bei diesen kleinen Völkern sog. xenophober Purismus als einfacher und dauerhafter Schutzmechanismus gegen das überlegene Deutsche und Ungarische.

Dieser dem Kroatischen praktisch in die Wiege gelegte puristische Sprachmechanismus wirkt nachhaltig heute noch im Kroatien nach, wenn auch von dem das gesamte 20. Jahrhundert überlagerten Hintergrund des serbisch-kroatischen Sprachenstreits: Die einstige kulturelle Überlegenheit des Deutschen und Ungarischen in Bezug auf das Kroatische wurde nach 1918 - als das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen proklamiert wurde - einfach durch politische, militärische und administrative Dominanz des Serbischen ersetzt.

Die Kroaten (genau wie die Tschechen, Slowaken und Slowenen) blieben im Grunde einfach ihrem schon im frühen 19. Jahrhundert etablierten puristischen Sprachkodifizierungskonzept treu.

Waren für das Kroatische deutsche, ungarische und lateinische Fremdwörter das rote Tuch, so war die Situation bei den Serben ganz anders: Die unter der religiösen Schutzmacht der orthodoxen Russen im damaligen Südungarn (heute Vojvodina) lebenden serbischen Eliten sollten sich dem Assimilationsdruck des Russischen, das ihnen als Slawenoserbisch (zu 98% Russich!) verkauft wurde, beugen, so dass sie zunehmend eine Aversion gegen das ihnen Volks fremde Slawenoserbische entwickelten.

Infolge dieser intralingualen Diglossie (Slawenoserbisch-Serbisch) bekämpften die serbischen Sprachkodifikatoren wie V. S. Karadzić unter Anleitung des Habsburgers Hofbibliothekers aus Wien, Jernej Kopitar, das am Russischen basierte Slawenoserbische. Für den serbischen Sprachpurismus galt es also die hochstehenden Russismen und Kirchenslawismen durch Internationalismen zu ersetzen.

Der Purismus der Serben bedient(e) sich selbst heute nachhaltig der etablierten Latinismen, Gräzismen und anderen Internationalismen (genau diese ersetzte das Kroatische traditionell mit einfachen Lehnübersetzungen schon im 19. Jahrhundert), um das einst als fremd empfundene russifizierte Slawenoserbsiche abzuwehren. Dieser dem Serbischen immer noch subtil innewohnender "antirussischer" Sprachkodifizierungsreflex widerspricht paradoxerweise der aktuell gefühlten politischen Erfahrung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Serbien und Russland, es vermag aber den komplexen Sprachkodifizierungsmechanismus erklären, der sich grundlegend von der puristischen Kodifizierunsgpraxis des Kroatischen unterscheidet.

Insofern war der vom serbischen Sprachreformator Karadzić begangene Bruch mit der Aufgabe der literarischen Tradition des Slawenoserbischen und der gleichzeitigen Aufwertung der Schrift losen rustikalen episch-oralen Sprache der serbischen Bauer und Viehzüchter um ein Vielfaches radikaler als die auf Kompromissen beruhende Sprachpolitik der kroatischen Illyrier.

Die Letzteren entschieden sich zwar für die Degradierung der eigenen kajkawischen und čakavischen Literaturtradionen zu Dialekten, um gleichzeitig das in prestigeträchtigem Ragusa (Dubrovnik) gesprochene „illyrische“ literarische Erbe des Štokavisch-Ijekavischen aufzuwerten, zumal dies die gemeinsame Schnittmenge mit der Štokavischen Dialektbasis der Sprache von Karadzić und einem Teil der Serben bildete: Die reichhaltige höherstehende Literaturtradition von Dubrovnik und die von Karadzić gesammelten einfachen rustikalen Volkslieder aus dem herzegowinischen Hinterland – auch so hätte die Lösungsformel der „Vereinbarung von Wien“ in Kurzform lauten können.

Hätte man sich auf einen gemeinsamen Sprachnamen und die genaue Art und Weise der Durchführung dieser ephemeren Absichtserklärung geeinigt, so wäre diesem Sprachexperiment vielleicht mehr Glück beschieden.

Für den oberflächlichen Betrachter und die meisten Muttersprachler des Serbischen, Kroatischen und Bosnischen mag sich aufgrund der brisanten jüngeren Geschichte der weit verbreitete Eindruck verfestigen, Kroatisch wolle sich durch den intensiven puristischen Sprachgebrauch von slavisierten Lehnübersetzungen (Calques) von dem an vielen Internationalismen reichhaltigen Serbischen emanzipieren und von ihm distanzieren, doch stimmt dieser sichtbare Eindruck nur zu einem gewissen Teil; Vielmehr unterscheiden sich die selbst für die meisten Muttersprachler verborgenen, oben beschriebenen, schon seit dem 19. Jahrhundert geschaffenen lexikalischen Sprachkodifizierungsmechanismen des Kroatischen und Serbischen grundlegend, die auch heute noch die Sprachpraxis nachhaltig steuern.

Das Serbische weist zwar etwas mehr Unterschiede zum Kroatischen als das Bosnische auf, insgesamt sind die Unterschiede auf der Verständigungsebene geringer als beispielsweise zwischen Hochdeutsch und Schwyzer deutsch, sie sind durchaus vergleichbar mit den Unterschieden zwischen dem in Deutschland und in Österreich gesprochenen Deutsch oder wie zwischen Norwegisch und Schwedisch.

 


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